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Bantu


Hier also nun ein Bericht über Bantu - und eine Geschichte über das Suchen und Finden:


Unseren ersten Ridgeback haben wir im Dezember 1998 im Alter von 10 Wochen bekommen. Er war einer von zehn kleinen Rackern, die von Familie Langer bestens aufs Leben vorbereitet wurden...und für uns quasi so was wie ein 'Wunschkind' ; - )
Jack hat sein ganzes Leben mit uns verbracht. Er war ein wunderbarer Hund, der uns nie enttäuscht hat. Im August 2010 ist Jack dann kurz vor seinem 12. Geburtstag bei uns zu Hause für immer eingeschlafen.


Schon länger hatten wir uns gedanklich damit beschäftigt, was wohl werden wird, wenn Jack mal nicht mehr bei uns sein wird. Klar war für uns immer: ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos. Und seit Jack mit uns gelebt hat, stand auch fest: auf jeden Fall wieder ein Rhodesian Ridgeback.


Da wir die Arbeit von Ridgeback in Not seit der Gründung verfolgt haben, haben wir auch gesehen, wie stark die Anzahl an Ridgis zugenommen hat, die in Not geraten. Ein Zustand, der Ende der 90er nicht vorstellbar war.


So reifte in uns der Gedanke, einem Hund ein Zuhause zu geben, der in seiner bisherigen Familie nicht mehr bleiben kann. Dass es eine Aufgabe werden würde, so ein 'kleines Überraschungspaket' zu übernehmen, war uns von Anfang an klar. Aber dafür bekommt man auch Dinge mitgeliefert, die ein Welpe erst noch lernen muss. Eigentlich wollten wir mal eine Hündin, auch weil es in der Begegnung mit anderen Hunden meist stressfreier ist. Allerdings ist uns auch aufgefallen, dass viele Rüden abgegeben werden - meist gerade im kritischen Halbstarkenalter mit 2, 3, 4  Jahren - bei denen von Problemen mit Artgenossen berichtet wird. Was wohl aus diesen Hunden werden wird, das haben wir uns manches Mal
gefragt...


Tja - also haben wir doch immer auch nach den Rüden auf Ridgeback in Not geschielt ; - ). Und plötzlich war da einer, den wollten wir unbedingt kennen lernen. Nach einem Telefonat mit Frau Linnerth war alles klar - wir sind hingefahren. Es war ein Ridgeback-Mix in Mecklenburg-Vorpommern, den wir besucht haben. Und es war keine Liebe auf den ersten Blick. Irgendwie hat es nicht wirklich Klick gemacht - vielleicht auch, weil sein damaliger Besitzer ganz andere Vorstellungen von der 'richtigen' Hundehaltung hatte als wir. Etwas ratlos und auch enttäuscht sind wir nach Hause gefahren und haben am  nächsten Tag mit Birgit Linnerth telefoniert. Aber Frau Linnerth hat wirklich klasse reagiert und gesagt, wenn es nicht passt, dann passt es eben nicht. Auch das ist ok. War es dann auch für uns. Zwei Tage später hat der damaliger Besitzer des Mix uns auch abgesagt - er habe eine andere Familie für seinen Hund gefunden. Also wohl für alle die beste Lösung, denken wir.


Der nächste Ridgeback, den wir kennen lernen konnten, war ein wirklich wunderschöner 4 jähriger Ridgeback Rüde in Berlin - also ganz in der Nähe. Auch das war eine spannende Geschichte vom Suchen und Finden. Denn als ich zum verabredeten Termin dort ankam, wurde ich vom Hausherrn mit folgenden Worten begrüßt: "ich gebe den Hund nicht her". Na ja, wir sind dann doch zu einem gemeinsamen Spaziergang aufgebrochen und haben uns gegenseitig beschnüffelt. Was ich gesehen habe, war eine Familie mit vier Kindern, die den Ridgi als Welpe übernommen haben und - immer mal wieder, denn es war der wiederholte Anlauf zur Abgabe des Hundes - einfach mit allem überfordert war. Auch und vor allem, weil der Hund keine Minute alleine bleiben will und der Alltag mit vier Kindern und Hund für die Mutter der Familie einfach unglaublich anstrengend ist. Was ich aber auch gesehen habe, ist ein Hund, der seine Familie liebt und eine Familie, die ihren Hund liebt. Schließlich hat sich die Familie entschieden, den Hund nicht abzugeben. Ich persönlich glaube, dass es für das sensible Tier die richtige Entscheidung war - er hätte eine Trennung von der Familie nicht gut verkraftet. Am Alleine bleiben muss konsequent gearbeitet werden - nicht leicht, wenn der Tag eigentlich schon zu kurz ist - aber eine wichtige Investition in die Zukunft für Hund und Familie. Ich hoffe, dass sie das schaffen.


Wir schreiben dies alles so ausführlich auf, weil wir gerne unsere Erfahrungen weitergeben wollen, was es heißt, sich für einen Ridgeback in Not zu entscheiden.  Und was es für eine unglaubliche Leistung des Ridgeback-in-Not-Teams ist, jedes einzelne Schicksal zu begleiten - auch ein enormes emotionales Engagement!


Der dritte Hund, den wir über Ridgeback in Not kennen lernten, war dann der 2-jährige Balou aus der Nähe von Cottbus. Ich bin nach der Terminvereinbarung zunächst alleine hingefahren, da mein Mann kurzfristig seinen Vater ins Krankenhaus begleiten musste. Als ich aus dem Auto gestiegen bin, stand Balou zur Begrüßung am Gartentor. Ich dachte, wow, der ist aber wunderschön  - und groß! Mit Balous Pflegemama Nicole und deren eigener Ridgeback-Hündin (Balous Vollschwester, wie ich dann erfahren habe) sind wir erstmal 2 Stunden spazieren gegangen und ich habe Balous Geschichte erfahren. Nicoles Familie hatte eine Ridgeback-Hündin, die einen Ridgeback-Rüden zum Freund hatte. Viele Jahre ist das gut gegangen, aber einmal hat die Familie wohl doch nicht aufgepasst. Das Ergebnis war ein Wurf kleiner Ridgis, die alle im weiteren Bekanntenkreis der Familie ein Zuhause bekamen. Balou kam zu einer Arbeitskollegin. Eine Schwester blieb in der Familie. Kurz vor dem zweiten Geburtstag der Hunde rief Nicole bei Balous Familie an, um zu hören, wie es Balou geht. Offensichtlich hatte sie das richtige Bauchgefühl - Balous Familie wollte Balou ins Tierheim bringen! Sie hatten gerade das 2.Kind bekommen und konnten Balou nicht mehr gerecht werden. Wir wollen diese Geschichte nicht bewerten und an dieser Stelle nicht richten. Toll finden wir, dass Nicole und ihre Familie sofort Verantwortung für 'ihren' Welpen gezeigt haben und Balou abgeholt haben. Sie haben ihn bei Ridgeback in Not gemeldet und sich wirklich sehr bemüht, ein gutes Zuhause für ihn zu finden. Es gab viele Anrufe für Balou und nicht wenige wollten ihn gleich mitnehmen. Das fanden Nicole und ihre Familie doch irgendwie komisch - wir auch. Es war ihnen wichtig, dass Balou diesmal die richtige Familie findet, wo er auch bleiben kann. Dass ich Balou auf keinen Fall sofort mitnehmen wollte und auch mein Mann ihn erstmal kennen lernen sollte - schließlich muss auch zwischen ihm und Balou die Chemie stimmen - passte gut zu Nicoles und unseren Vorstellungen. Wir haben uns zu einem Gegenbesuch bei uns in Potsdam verabredet. Dieser hat dann rund drei Wochen später auch stattgefunden. In der Zwischenzeit hat uns Nicole in einigen Telefonaten auf dem Laufenden gehalten, wie es mit weiteren Interessenten und Balou so läuft...


Der Gegenbesuch in Potsdam blieb nicht ohne Folgen - drei weinende Menschen sind ohne Hund zurück gefahren und wir hatten nun wieder einen Vierbeiner! Auch an dieser Stelle wollen wir ehrlich sein: als Nicole und ihre Familie abgefahren waren und wir mit diesem fremden, riesigen Kerl bei uns im Wohnzimmer saßen, war uns schon etwas mulmig - wie wird das wohl alles werden? Wir wussten von seiner bisherigen Lebenssituation wenig  - und das auch nur von Dritten. Man hatte uns berichtet, dass er nachts im Flur schlafen durfte, meistens draußen war und wenig spazieren geführt wurde. Hundekontakte haben in ländlicher Umgebung wohl nur am Grundstückszaun stattgefunden.


Da uns der Name Balou nicht so gut gefiel und er sowieso nicht darauf gehört hat, haben wir ihn auf Bantu umgetauft. Darauf hört er nun schon ziemlich gut (wenn nicht was anderes interessanter ist...). Nun ist er seit rund sieben Wochen bei uns und - ja wir geben es zu - es ist anstrengend. Aber es ist auch unglaublich zu sehen, wie sich dieser Hund entwickelt. Bantu war unterernährt, als er zu uns kam. Dies hatte eine unglaubliche Verfressenheit (immer auf die Finger aufpassen! Selbst was essen war kaum möglich, ohne ihn auf dem Schoß zu haben und es durfte nichts rumstehen/-liegen, was Hund für etwas Essbares halten könnte...) und ein Sabber- und Pubsproblem zur Folge. Nicoles Familie hatte schon mit einer besseren Ernährung angefangen. Wir haben erneut das Futter und die Fütterung umgestellt. Nun hat Bantu schon etwas an Gewicht gewonnen und auch das Füttern und Leckerli-geben klappt jeden Tag besser. Auch seine anfängliche Nervosität hat sich gelegt. Er kann sich schon richtig entspannen und tief schlafen, obwohl wir uns in der Wohnung bewegen. Auch das war die ersten Wochen undenkbar - er war immer in 'Hab-acht-Stellung', ist ständig aufgesprungen, wenn einer von uns sich bewegt hat. Was er von Anfang an ganz wunderbar gemacht hat, ist zum Beispiel alleine bleiben. Eigentlich erstaunlich bei der seiner jüngsten Vergangenheit. Oder Autofahren - das klappt super.


Bantus Schwachstelle sind Kontakte mit Artgenossen. Daran arbeiten wir zur Zeit und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis das einigermaßen entspannt und zivilisiert klappt. Aber wir sind da ganz zuversichtlich. Wenn er weiterhin so gut lernt wie bisher, werden wir auch das in den Griff kriegen. Allerdings lassen wir uns bei diesem Thema professionell helfen, damit es zu keinen Zwischenfällen kommt, die für Bantu blöde Folge hätten (Maulkorb- oder Leinenzwang oder sowas Doofes...). Schließlich ist er ein junger Kerl, der noch sein ganzes Leben vor sich hat.


Wenn wir also nach rund sieben Wochen ein erstes Fazit ziehen, können wir Folgendes sagen: Ridgeback in Not ist eine wichtige Einrichtung, die eine wirklich schwierige Aufgabe bewältigt. Sie übernimmt die Verantwortung, die immer mehr Hundebesitzer vermissen lassen. Dafür ein riesiges DANKESCHÖN! Sich für einen 'Gebraucht-Hund' zu entscheiden, ist eine Herausforderung - aber sind wir ehrlich, einen Welpen zu erziehen und zu einem guten Partner zu entwickeln, ist auch eine Herausforderung - nur anders eben. Beides erfordert Sachverstand, Geduld und gaaanz viele Liebe. Unser 'Gebrauchter' macht jeden Tag Riesenschritte - vor allem auf uns zu. Wir sind uns ganz sicher: er hat verstanden, dass er hier eine zweite Chance hat. Und er will sie nutzen - und wir auch.


Danke, danke, danke an Birgit Linnerth und das gesamte Ridgeback in Not Team für die Unterstützung und auch an Nicole und Familie, dass Ihr Euch für uns entschieden habt.


Liebe Grüße aus Potsdam, Gabriele, Michael und Bantu


PS: auf den Bildern seht ihr Bantus Lieblingsplätze: zu Hause auf seinem Hundekissen im Wohnzimmer und vor allem in der KÜCHE! Außerdem beim Spaziergang mit seiner Ridgeback- Freundin Noni (mit ihr gibt's null Probleme..) und auf seinem zweiten Hundekissen gemütlich vorm Kamin im Strandhaus ...

23.01.2011


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